Innere Ordnungen verstehen: Was ein Genogramm über Dich zeigt

Manchmal spüren wir, dass etwas in unserem Leben nicht rund ist – und wissen nicht, warum.
Wir reagieren stärker, als wir wollen. Wir tragen Gefühle mit uns herum, die nicht zu uns passen.
Und oft liegt der Schlüssel nicht in der Gegenwart, sondern in den Geschichten unserer Herkunft.

Ein Genogramm wirkt wie ein erstes Licht.
Es sortiert, zeigt Zusammenhänge und macht sichtbar, was wir längst fühlen – aber nie einordnen konnten.

Warum ein Genogramm Klarheit bringt

Ein Genogramm ist eine Möglichkeit, ähnlich wie ein Stammbaum, etwas über Deine Herkunft aufzuschreiben. Dabei werden einem bestimmte Muster klar, und es ist eine wunderbare Möglichkeit für spätere Aufstellungen, wo man dann schnell nachsehen kann. Der Stammbaum ist eher öffentlich. Das Genogramm ist mehr für Dich.

Ein Genogramm schafft Ordnung.
Es sortiert Fakten, Beziehungen und Ereignisse, die wir sonst nur als vages Gefühl mit uns herumtragen. Durch das Aufschreiben werden Zusammenhänge sichtbar, die vorher im Dunkeln lagen. Ein Genogramm macht in kurzer Zeit klar, welche Rollen, Muster und Loyalitäten in einer Familie wirken – und wie sie bis heute Einfluss nehmen können.
Es ist kein Diagnosetool, sondern eine Strukturhilfe: ein Überblick, der Dir zeigt, wo Deine Geschichte Dich prägt.

Was ist ein Genogramm?

Ein Genogramm ist eine erweiterte Form des Stammbaums. Es zeigt nicht nur Familienmitglieder, sondern auch Beziehungen, Ereignisse, Muster und emotionale Dynamiken über mehrere Generationen hinweg. Es hilft Dir zu erkennen, wie Deine Herkunft bis heute in Dir wirkt.

Was in ein Genogramm gehört

Ein Genogramm beinhaltet zuerst die Fakten, die Du kennst. Manchmal macht man sich dann auch auf die Suche, um diese Fakten zu ergänzen: durch Familienmitglieder, Stammbücher oder offizielle Quellen. Vieles in meinem eigenen Genogramm weiß ich auch erst durch Aufstellungen. Das sind keine harten Fakten, aber für mich relevante Punkte.

Was gehört in ein Genogramm?
Erstmal der Name der Person. Dann das Geburtsdatum, das Hochzeitsdatum und das Sterbedatum. Und alle Namen, eventuell Spitznamen der Person. Alle Kinder – die lebenden genauso wie die gestorbenen. Alle Fehlgeburten, soweit bekannt. Alle „krassen“ Ereignisse wie Krieg, Flucht, Hungersnot, Scheidung, fremde Partner. Du merkst schon, ich dehne es aus. Fange bei den Fakten an. Also den Dingen, die nachweisbar sind: Namen, Geburtstage, Geburtsort, Hochzeit, Todesdatum. Die Geschichten kommen später dazu.

Und bevor Du denkst, das sei kompliziert: Ein Genogramm wirkt so schnell, weil Du zum ersten Mal alles auf einen Blick siehst. Viele merken schon nach wenigen Minuten: Jetzt ergibt etwas Sinn.

Wie Du Dein Genogramm beginnst

Am einfachsten ist es, wenn Du bei Dir selbst anfängst – oder beim Vater oder bei der Mutter. Es ist tatsächlich egal, wo man startet. Wichtig ist nur, dass Du anfängst.

Ein Genogramm ist nämlich nie fertig.
Es kann jahrelang in einer Schublade liegen, und irgendwann – durch ein Gespräch, eine Erinnerung oder einfach ein leises inneres Ziehen – kommt der Moment, in dem Du weiterforschen willst.
Dann wächst es weiter. Schritt für Schritt, genauso wie Du selbst.

Ein Genogramm hilft Dir zu verstehen:
– welche Rollen Du übernommen hast,
– welche Themen sich in Deiner Familie wiederholen,
– welche Brüche oder Verluste nachwirken,
– warum bestimmte Beziehungen für Dich schwierig sind,
– und welche Loyalitäten bis heute wirken.

Typische Muster, die Menschen in Genogrammen entdecken:
  • unsichtbare Loyalitäten zu früheren Generationen
  • Wiederholungen von Lebenswegen oder Beziehungsmustern
  • verlorene oder ausgeschlossene Familienmitglieder
  • Rollen, die unbewusst übernommen wurden
  • Kraftquellen und Stärken, die aus der Herkunft kommen

Und falls Du Dich fragst, was genau zu Deiner Herkunftsfamilie zählt – hier findest Du eine Erklärung:

Was ist die Herkunftsfamilie?

Wenn Du einen Gesamtüberblick über Aufstellungen suchst: Systemische Aufstellungen & Resonanzarbeit

Durch das Aufschreiben sortiert sich schon viel, und es wird klar, was man alles NICHT weiß. Meist ist es leicht, die eigene Linie als Geschwister, Halbgeschwister aufzuschreiben und – auch wenn die schon Kinder haben – die Linien nach unten weiter fortzusetzen. Beziehungen spielen oft eine Rolle. Die offiziellen Beziehungen, also Hochzeit, sind nochmal dominanter. Aber Beziehungen, z.B. im Krieg, die nicht gehalten werden konnten, spielen emotional oft eine große Rolle. Deshalb ist es sinnvoll, das aufzunehmen, wenn man etwas dazu weiß.

Nach unten ist uns vieles vertraut, weil wir es erlebt haben. Nach oben wird es schon schwieriger: Das wievielte Kind ist Dein Vater, Deine Mutter? Wieviel wichtige Vorbeziehungen gab es auf jeder Seite? Wie standen die Eltern in ihrer Geschwisterreihe? Kennst Du alle Namen? Leben die Geschwister noch – und was ist mit ihnen passiert?

Dann darüber die Eltern des Vaters. Hier wissen viele nicht, wie ihr Opa heißt oder was die Oma „für eine“ Geborene ist. Wo der Opa geboren ist. Wenn die Personen schon gestorben sind: Wann sind sie gestorben – und woran?

Was ein Genogramm sichtbar macht

Ab der Großeltern-Ebene wird es sehr spannend. Wie sind die Großeltern in der Geschwisterreihe? Wer sind Deine Urgroßeltern? Wie viele sind Dir vertraut? Aus welcher Region stammen sie? Was haben sie erlebt? Was weißt Du darüber?

Und auch: Welche Ortswechsel, Umzüge oder veränderten Lebensumständen gab es in ihrer Zeit – Dinge, die oft viel mehr prägen, als man denkt.

Auch wenn es in Deiner Familie „nichts Besonderes“ gab – ein Genogramm lohnt sich immer.
Viele entdecken darin nicht nur Belastungen, sondern vor allem Ressourcen:
Stärken, Überlebenskraft, Durchhaltevermögen, innere Ordnungen, die noch heute tragen.
Man versteht plötzlich, warum man bestimmte Fähigkeiten hat – und woher das Gefühl kommt, dass im eigenen System etwas Gutes wirkt.
Manchmal ist das der stärkste Moment: zu sehen, dass man nicht nur Schwierigkeiten geerbt hat, sondern auch Kraft.

Ich habe z.B. gemerkt, dass ich automatisch in die Regionen, wo meine Ahnen lebten, gerne hingehe – ohne dass mir das bewusst war. Jetzt, wenn ich in der Region bin, denke ich an meine Vorfahren.

Spannend ist, wenn man einmal begonnen hat – und einem dann immer mehr auffällt.
Ich erlebte neulich in einer Aufstellung, dass die Kundin genauso hieß wie eine zweite, von der Familie ungeliebte Frau eines Onkels. So etwas hat Auswirkungen. Man trägt einen Namen, der vielleicht unbewusst eine Geschichte, eine Spannung oder eine Loyalität mit sich bringt.

Oder: Woher kommt Dein Name? Wer hat ihn Dir gegeben – und warum genau dieser? Oft liegt in dieser Entscheidung mehr Bedeutung, als uns bewusst ist.

Ich weiß aus meiner eigenen Familiengeschichte, wie sehr die offizielle Erzählung manchmal von der inneren Wahrheit abweichen kann.

Bewegende Beispiele aus Aufstellungen

Ganz spannend – und oft erschütternd – wird es, wenn in Aufstellungen Familiengeheimnisse sichtbar werden.
In jeder Familie gibt es Geschichten, Erklärungen, Gerüchte. Und manchmal merkt man:
Diese Story hält etwas zu, was eigentlich ganz anders war.

In den vielen Aufstellungen, die ich als Teilnehmerin und Beobachterin begleitet habe, zeigt sich immer wieder: Wenn in einer Familie ein Kind abgetrieben wurde – aus welchen Gründen auch immer – hat das im System oft größere Wirkungen, als wir es kulturell wahrhaben wollen.
Das danach geborene Kind trägt erstaunlich häufig Gefühle, die eigentlich zu diesem nicht geborenen Kind gehören:
„Ich bin zu viel. Ich bin nicht wichtig. Ich habe keinen Platz.“
Das ist keine Wertung. Es ist das, was ich über Jahre hinweg immer wieder gesehen habe: Unsere Körper und Emotionen reagieren extrem fein auf familiäre Ereignisse – auch auf die, über die niemand spricht.

In Aufstellungen taucht heute auch ein Thema auf, das viele Menschen überrascht: der alleingeborene Zwilling.
Das kommt häufiger vor, als man denkt – früher wurde es nur nicht erkannt.
Und ja: Man vermisst dann jemanden heftig, ohne zu wissen, wen genau.
Dieses diffuse Gefühl von Sehnsucht oder innerer Leere kann sehr real sein.

Für viele ist es entlastend zu verstehen, wen sie eigentlich vermissen –
und wohin diese frühen Gefühle wirklich gehören.
Alleine dieses Wissen bringt oft Ruhe in ein inneres Ringen, das sie ihr Leben lang begleitet hat.

In vielen Aufstellungen, die ich im Laufe der Jahre miterlebt habe, zeigt sich auch, wie stark die Umstände rund um die Geburt eines Menschen nachwirken können. Nicht als festgelegtes Schicksal – sondern als frühe emotionalen Prägung.
Der Mutterleib speichert mehr, als wir kulturell annehmen. Kinder reagieren fein auf das, was vorher war: Spannungen, Verluste, Überforderung, aber auch Bindung oder Nähe.
In Aufstellungen tauchen diese frühen Gefühle oft erstaunlich klar wieder auf. Menschen spüren plötzlich etwas, das gar nicht aus ihrer heutigen Situation stammt, sondern aus diesem allerersten Erleben:
„Ich komme nicht richtig an.“ – „Ich bin allein.“ – „Ich muss mich anpassen.“

Wenn die Wahrheit hinter einer Familiengeschichte auftaucht

Und dann gibt es die ganz großen Wendungen:
In einer Aufstellung wusste die Aufstellerin, dass ihre Tante als „lediges Kind“ geboren wurde. Es gab viele Erzählungen. Die offizielle Geschichte klang logisch – und war trotzdem falsch.

In der Aufstellung zeigte sich, dass die Großmutter der Aufstellerin von einem kirchlichen Würdenträger missbraucht worden war – ein Geheimnis, das sie aus Scham ihr Leben lang verschwiegen hatte.
Die Familie wählte eine „Erzählung“, die einfacher war. Die Tante trug das Stigma ein Leben lang, ohne die Wahrheit zu kennen.

Als die tiefere Wahrheit sichtbar wurde, war die Aufstellerin zuerst schockiert – dann ruhig.
Weil klar wurde: Die Wahrheit war viel größer, viel schwerer – und sie erklärte das ganze lebenslange Leid ihrer Tante.

Ich arbeite mit Genogrammen genauso wie mit meinen Kund:innen: einfach, klar und ohne Bewertung. Es geht darum, zu verstehen. Nicht darum, Schuld zu verteilen.

Ein Schritt in Deine eigene Klarheit

Vielleicht spürst Du jetzt selbst eine kleine Bewegung.
Einen Gedanken. Eine Frage.
Oder einfach das Gefühl, dass es gut wäre, einmal Deine eigene Linie aufzuschreiben – nur für Dich.

Ein Genogramm ist kein Urteil und keine Wahrheit über Deine Familie.
Es ist ein Anfang.
Ein Schritt in Deine Klarheit.
Und manchmal auch der Moment, in dem die Dinge in Dir leiser werden.

Wenn Du merkst, dass es für Dich leichter wäre, durch so einen Prozess geführt zu werden, kannst Du Dich bei mir melden.
Ich begleite Menschen durch Genogramme, durch Resonanzarbeit und durch Aufstellungen – immer dahin, wo etwas klarer werden darf.

Viele Menschen sagen später, sie wären allein nie so tief gekommen.
Weil eine Begleitung wie meine hilft, innere Linien schneller sichtbar zu machen – klarer, direkter, ohne sich in der eigenen Geschichte zu verlieren.
Man erkennt in kurzer Zeit, was im Hintergrund wirkt, und warum bestimmte Gefühle oder Muster so hartnäckig sind.

Und falls Du noch nicht so weit bist:

Vielleicht ist ein Resonanzabend ein guter Einstieg für Dich – ganz unverbindlich, als Resonanzgeber.
Das ist der leichteste und kostengünstigste Weg, meine Arbeit kennenzulernen, ohne gleich mit einem eigenen Thema einzusteigen.

Du musst nichts entscheiden.
Nur spüren, was für Dich gerade stimmt.

Über Andrea Sam

Andrea Sam ist Kommunikationsberaterin, Coach und systemische Prozessbegleiterin. Sie unterstützt Menschen dabei, innere Klarheit zu finden, Muster zu erkennen und im eigenen Leben wirksam zu werden – im Beruf genauso wie im Privaten.

Ihre Arbeit verbindet professionelle Kommunikation, systemisches Denken, Resonanzarbeit und eine klare, intuitive Wahrnehmung für das, was im Hintergrund wirkt. Sie begleitet Menschen darin, ihre Herkunft zu verstehen, ihre Position zu klären und neue Wege zu finden, die wirklich zu ihnen passen.

Kommunikationsberaterin & Coach – für Klarheit, Wirkung und persönliche Entwicklung.

Teilen:

Facebook
Telegram
WhatsApp

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert