Die 5 Antreiber – innere Muster erkennen und verstehen

Mandala Lila

Warum treiben wir uns so oft selbst an – auch wenn es uns schadet? DIe Antwort liegt in den 5 Antreibern. Lies hier, was sie bedeuten und wie Du Dich von ihnen lösen kannst.

Die 5 Antreiber sind innere Glaubenssätze, die uns oft unbewusst durchs Leben steuern. Sie stammen aus der Transaktionsanalyse und wirken besonders in stressigen Situationen.
Ihre Botschaft klingt vertraut – so, als hätten wir sie schon als Kinder gehört:

  • „Sei perfekt!“
  • „Sei stark!“
  • „Streng dich an!“
  • „Mach’s allen recht!“
  • „Beeil dich!“

Diese Muster können hilfreich sein, weil sie uns leistungsfähig machen. Doch genauso oft bringen sie uns unter Druck, kosten Energie und verhindern Gelassenheit. Wer seine Antreiber kennt, kann lernen, bewusster mit ihnen umzugehen – im Beruf und im Alltag.

Die fünf Antreiber im Überblick

AntreiberTypischer LeitsatzWirkung im Alltag
Sei perfekt„Mach es fehlerfrei – 100 % ist nicht genug.“Druck, nie zufrieden zu sein
Sei stark„Reiß dich zusammen – Schwäche ist keine Option.“Gefühle werden unterdrückt, Grenzen missachtet
Streng dich an„Nur mit harter Anstrengung bist du wertvoll.“Verspannung, Energieverlust
Mach’s allen recht„Sorge dafür, dass alle zufrieden sind.“Eigene Bedürfnisse bleiben auf der Strecke
Beeil dich„Los, schneller – sonst reicht die Zeit nicht.“Hektik, Fehler, Dauerstress

👉 Diese Antreiber wirken oft subtil – aber sehr stark. Besonders im Berufsleben können sie Stress verstärken und Beziehungen belasten.

Mein persönlicher Zugang zu den Antreibern

Antreiber begleiten mich schon seit ich Mitte 20 meine erste Ausbildung in der Transaktionsanalyse gemacht habe. Damals war ich jung und dachte: Nach dieser Ausbildung weiß ich „alles“ über Psychologie. So war es natürlich nicht. Aber die Antreiber waren mir durch mein ganzes Berufsleben hindurch sehr hilfreich. Sie sind anschaulich, leicht zu vermitteln – und trotzdem sehr wirksam.

Manchmal braucht es nur eine kleine Szene, und wir sind mitten drin:
„Morgen ist die Gemeinderatssitzung – dazu brauchen wir noch dringend eine Vorlage.“
„Das Justizministerium hat angerufen – sie wollen sofort eine Antwort.“
Und schon springen die Antreiber an: Wer will das Ministerium warten lassen, auch wenn es Freitag 16 Uhr ist? Wer traut sich zu sagen: „Die Vorlage für den Gemeinderat kommt am Montag“ – wenn man doch eigentlich schon zwei Stunden im Feierabend wäre?

Genau hier wirken sie: Die Antreiber. Oft unsichtbar, aber sehr mächtig.

Warum lohnt es sich, die Antreiber zu kennen?

Keiner von uns ist frei von Antreibern. Es gibt immer einen inneren Impuls, der uns dazu bringt, mehr zu tun, als wir eigentlich möchten. Wenn wir die Antreiber erkennen, kommen wir mehr zu uns selbst – und lassen uns nicht mehr so schnell in Stress ziehen.

Das ist eine längere Aufgabe, aber es lohnt sich, damit anzufangen. Denn habe ich einmal in meinem Arbeits- oder Privatleben die Antreiber entdeckt, merke ich, wie oft sie von anderen verwendet werden – subtil oder offensichtlich. Auch wenn andere Probleme haben, lässt sich oft leicht erkennen, welchem Antreiber sie gerade aufgesessen sind.

Die fünf Antreiber im Detail

Die klassischen Antreiber heißen:

  • Mach’s allen recht
  • Sei stark
  • Sei perfekt
  • Streng Dich an
  • Beeil Dich

Alle fünf sind tief in unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt eingewoben. Wir bemerken sie oft nicht – außer wir richten bewusst unseren Blick darauf.

Beeil Dich

Ich war lange stolz darauf, Dinge schnell erledigen zu können. Erst später merkte ich: Auch das ist ein „Beeil Dich“. Nur in nettem Gewand. Früher gab es Belobigungen, wenn ich schnell fertig war – also machte ich es auch später so. Ich war stolz auf meine Schnelligkeit. Aber eigentlich war es ein Antreiber.

In der Arbeitswelt ist „Beeil Dich“ überall spürbar:

  • Ein Kollege blockiert, wenn er hört: „Mach’s noch schnell.“
  • Eine Kollegin verliert ihre Denkfähigkeit, wenn zusätzliche Aufgaben dazukommen – sie kommt völlig aus dem Takt.

Alltagsbeispiele:

  • Kind am Morgen zur Schule bringen: „Beeil Dich, wir kommen sonst zu spät!“
  • Oder selbst loswollen: „Beeil Dich, zieh schnell die Schuhe an.“

Reflexionsfragen:

  • Kennst Du das, dass Du zu anderen sagst: „Ich muss noch schnell…“?
  • Oder zu Deinem Kind: „Beeil Dich, wir wollen los…“?

Sei perfekt

„Sei perfekt“ ist ein perfider Antreiber. Er steckt in unserer Sprache: „Das war perfekt!“ Aber was heißt perfekt eigentlich? Wer bestimmt die Kriterien? Wie lange gilt perfekt?

Im Berufsleben zeigt er sich so:

  • Die Präsentation, die nie fertig wird, weil sie immer noch perfekter werden soll.
  • Der Karriereschritt, der nicht erfolgt, weil man denkt, andere seien besser.

Perfektion ist oft nur ein Modewort geworden. Schlimm wird es, wenn die ganze Energie darauf verwendet wird, etwas Gutes immer noch besser zu machen. Im Zeitmanagement gilt die 80/20-Regel: 80 Prozent reichen. Die letzten 20 Prozent kosten die meiste Energie – und oft auch die Freude.

Alltagsbeispiele:

  • Das Bad, das nie „sauber genug“ geputzt ist.
  • Der Kuchen, bei dem man sich entschuldigt, weil er nicht „so schön“ geworden ist – während alle anderen begeistert sind.

Reflexionsfragen:

  • Bist Du mit einem Ergebnis oft nicht zufrieden – und machst immer noch etwas daran?
  • Hast Du Aufgaben, die Du nie fertigstellst, weil sie „noch nicht perfekt“ sind?

Mach’s allen recht

„Mach’s allen recht“ – wer ist damit gemeint? Eltern, Partner, Kolleg:innen, Kinder?

Ein typischer Frauenantreiber: Frauen lernen oft, sich nicht anzulegen, sondern zu gefallen. Heute sagt man auch „People Pleaser“.

Beispiele:

  • Überstunden, weil der Chef noch etwas braucht.
  • Dienst an Weihnachten, weil die Kollegin Urlaub will – bis man zu Hause merkt: Die Familie erwartet etwas anderes.

Auch Führungskräfte sind nicht frei davon: Manche Chefs befragen lieber alle und lavieren sich um Entscheidungen herum, um niemanden zu verletzen. Am Ende kommt dabei immer jemand zu kurz – meist man selbst.

Alltagsbeispiel:

  • Die Bedürfnisse von allen schnell erfassen – und dann eine Lösung suchen, bei der alle zufrieden sind. Nur: Man selbst bleibt oft auf der Strecke.

Reflexionsfrage:

  • Wie oft hast Du schon Ja gesagt – und erst hinterher gemerkt, dass Du es dem anderen recht gemacht hast, aber Dir nicht?

Streng Dich an

„Streng Dich an“ klingt einfach. Aber wie geht das eigentlich? Wir stellen uns Muskelarbeit vor – einen Schreibtisch hochheben. Das führt zu Verspannungen und Schmerzen. Doch oft braucht es gar keine Anstrengung, sondern Konzentration oder Fokussierung.

Ein Beispiel aus meinem Alltag: Beim Sprachenlernen mit Duolingo sollte ich Wortpaare in kurzer Zeit bilden. Ich strengte mich an, spannte Muskeln an, biss die Zähne zusammen – und wurde trotzdem nicht fertig. Gleichzeitig tickte die Uhr: „Beeil Dich!“ Mehrere Antreiber wirkten zusammen.

Heute versuche ich, die Übungen zu machen, ohne die Schultern anzuspannen. Und ich staune, welche Knöpfe Programme wie Duolingo bei mir drücken – und wie bewusst ich inzwischen reagieren kann.

Alltagsbeispiel:

  • „Ein bisschen geht doch noch…“ – auch wenn man eigentlich schon nicht mehr kann.

Reflexionsfragen:

  • Wie ginge es, eine Aufgabe ohne Muskelanspannung zu erledigen?
  • Welche Muskeln spannst Du unbewusst an, wenn Du Dich „anstrengst“?

Sei stark

„Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ „Ein bisschen geht noch.“

Dieser Antreiber führt dazu, dass Menschen ihre Grenzen übersehen: Arbeiten trotz Krankheit, Belastungen ertragen, Angriffe aushalten. „Ich stecke das schon weg.“

Ein Erlebnis aus der Arbeitswelt: Nach einer Firmenübernahme hofften Mitarbeitende lange, dass die ständigen neuen Projekte bald aufhören. Doch es hörte nicht auf – die neue Firmenkultur war Dauer-Hochleistung. Während deutsche Mitarbeitende mit 120 % liefen, sagten die amerikanischen Kollegen entspannt: „80 % sind genug. Good Job!“

Alltagsbeispiel:

  • Schmerzen ignorieren – hoffentlich nicht, bis der Herzinfarkt kommt.

Reflexionsfragen:

  • Kennst Du Deine eigenen Grenzen?
  • Wann ist genug?

Wie erkenne ich meine Antreiber?

Die erste Stufe ist: Die Antreiber überhaupt zu kennen – davon gehört oder gelesen zu haben.

Dann kannst Du Dir Gedanken machen: Welche davon könnten für mich relevant sein?

Ein guter Weg: Nimm eine Stresssituation und analysiere sie im Nachhinein. Frage Dich: Welche Antreiber waren darin verborgen? Meist wirken gleich drei bis fünf Antreiber zusammen, die sich nacheinander aufbauen – bis wir richtig im Stress sind.

Sprich mit anderen darüber, welche Antreiber es gibt. Die Beispiele anderer lassen Dich oft erkennen, welche auch bei Dir aktiv sind.

Oder schau Dir Dein Umfeld an: Welche Antreiber kannst Du bei Deinen Kolleg:innen oder Vorgesetzten erkennen?

Zusammenspiel der Antreiber

Jeder Antreiber ist für sich wirksam. Doch die toxische Mischung macht es schwer: Wenn mehrere zusammenkommen, wird Aussteigen fast unmöglich.

Ein Beispiel:

  • Ich will es recht machen – das ist die Aufgabe.
  • Ich will es perfekt machen – jedes Wortpaar zählt.
  • Ich strenge mich an – beiße die Zähne zusammen.
  • Ich will stark sein – durchhalten.
  • Und die tickende Uhr ruft: „Beeil Dich!“

Alle fünf auf einmal – und der Stress ist komplett.

Erste Schritte zur Auflösung

Hilfreich ist, den eigenen Einstiegsantreiber zu erkennen: Welcher springt zuerst an? In welcher Reihenfolge verstärken sie sich gegenseitig?

Ich arbeite gern mit Lösungssätzen, die eine neue Perspektive eröffnen:

  • Beeil Dich: „Ich mache es in meiner Zeit.“
  • Streng Dich an: „Ich mache es mit Wohlspannung.“
  • Sei stark: „Wann ist genug?“
  • Sei perfekt: „80 Prozent sind genug.“
  • Mach’s allen recht: „Ich mache es mir recht.“

👉 Beobachte in den nächsten Tagen: Welcher Antreiber meldet sich bei dir am häufigsten?

  • Sagst du dir oft: „Beeil dich!“?
  • Willst du es allen recht machen?
  • Oder strengst du dich übermäßig an?

Allein dieses bewusste Beobachten ist ein erster Schritt zu mehr Gelassenheit und innerer Freiheit.

Weiterführend – Spiritualität im Business

Die Arbeit mit den Antreibern ist ein Weg, um Stressmuster zu erkennen und loszulassen.
Ein anderer Zugang ist die Spiritualität im Business: Sie öffnet einen größeren Raum, in dem Gelassenheit, Werte und Klarheit im Berufsalltag spürbar werden.

👉 Lies hier weiter: Spiritualität im Business – Klar. Alltagsnah. Wirksam.Deine Antreiber bewusst erkennen

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2 Antworten

  1. Danke liebe Andrea fürs erinnern.
    Klar hab ich davon schon gehört und klar hab ich damit schon gearbeitet und klar hab ich es wieder aus dem Fokus verloren.
    Danke fürs erinnern.
    Melanie

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