Was ist IoPT: Unterschied zu Familienaufstellungen

IoPT steht für Identitätsorientierte Psychotrauma-Theorie. Diese Theorie befasst sich mit Trauma, seiner Entstehung und möglichen Lösungen. Oft wird der Begriff fälschlicherweise als Identitätsorientierte Psychotrauma-Therapie übersetzt.

Eine genauere Beschreibung ist: Selbstbegegnungen mit der Anliegenmethode. Das beschreibt die Methode besser als die vier Buchstaben allein. Doch dazu später mehr.

IoPT und Familienaufstellungen – Was ist der Unterschied?

Die kurze Antwort: IoPT und Familienaufstellungen unterscheiden sich. Lediglich das Vorgehen ähnelt sich in bestimmten Aspekten, da beide Methoden unsichtbare innere Prozesse sichtbar machen.

Wo ist IoPT einzuordnen?

Familienaufstellungen sind eine Methode, die seit den 1990er Jahren in psychologischen Kontexten angewendet wird. Sie dienen dazu, Klarheit über die eigene Familie und deren Dynamiken zu gewinnen. Deshalb wird in der Aufstellung meist die Familie aufgestellt.

IoPT (Identitätsorientierte Psychotrauma-Theorie) gehört ebenfalls in den Bereich psychologischer Methoden, hat jedoch einen anderen Fokus: Es geht darum, Klarheit über das eigene Leben und die eigene Identität zu erlangen.

Beide Methoden nutzen ein Phänomen, das schwer erklärbar ist: Wenn eine Person beispielsweise die Rolle der Mutter übernimmt, verhält sie sich oft spontan so, als wäre sie dieser Aspekt. Dies ist für viele erst dann nachvollziehbar, wenn sie es selbst erlebt haben. Man erhält Informationen, die dem Tagesbewusstsein nicht zugänglich sind.

Die Entwicklung der IoPT

Dr. Franz Ruppert aus München entwickelte die IoPT-Methode. Ursprünglich arbeitete er mit Familienaufstellungen, entfernte sich jedoch zunehmend davon, weil ihm viele Elemente nicht mehr stimmig erschienen. Da die Vorgehensweise sehr festgelegt waren. Er überarbeitete die Methode und entwickelte sie weiter – heute gibt es wenig Überschneidungen mit der klassischen Familienaufstellung. Die IoPT versucht die Autonomie es einzelnen zu unterstützen.

Er hat zahlreiche Bücher zu diesem Thema geschrieben und gibt weltweit Seminare.

Die Unterschiede zwischen IoPT und Familienaufstellungen

Der Hauptunterschied liegt in der Rolle des Leiters:

  • In der klassischen Familienaufstellung gibt es feste Regeln, Vorgaben und oft rituell vorgegebene Sätze.
  • Bei IoPT steht die Eigenständigkeit des Aufstellenden im Mittelpunkt. Der Leiter greift kaum ein, sondern bietet lediglich einen sicheren Rahmen, in dem sich der Prozess entfalten kann.

Für viele Aufsteller ist dies eine Herausforderung, da sie weniger eingreifen und der Ablauf stärker vom Aufstellenden selbst bestimmt wird.

Wer bietet IoPT an?

Laut Wikipedia könnte man meinen, dass für IoPT eine Heilerlaubnis notwendig sei – das ist jedoch nicht der Fall.

Jeder, der eine Fortbildung bei Franz Ruppert oder einem seiner Schüler absolviert hat, darf IoPT anbieten. Eine spezielle Heilerlaubnis ist nicht erforderlich.

Ich selbst habe diese Fortbildung absolviert und habe zudem eine Heilerlaubnis.

Ist IoPT eine Aufstellungsmethode?

Ja, es ist eine Aufstellungsmethode. Allerdings werden Worte aufgestellt und nicht die Familie. Wobei die Worte sich in Personen wandeln können.

Beide Methoden nutzen den Wirkraum: Eine Person, die physisch nicht anwesend ist, kann durch eine andere repräsentiert werden und bekommt so eine „Stimme“. Dies führt zu oft überraschenden Einsichten.

Wer bereits eine Familienaufstellung erlebt hat, wird sich schnell in IoPT zurechtfinden, da das grundlegende Prinzip ähnlich ist – doch die Ziele und Abläufe unterscheiden sich.

Die Selbstbegegnung

IoPT hat sich so weit entwickelt, dass die Begegnung mit eigenen inneren Anteilen im Mittelpunkt steht.

Häufig begegnet man sich dabei in einem anderen Alter als dem aktuellen. Dadurch werden unbewusste Anteile sichtbar und können sich ausdrücken.

Deshalb nennt Franz Ruppert die Aufstellung Selbstbegegnung.

Ein zentrales Element ist das Wort „Ich“. Es wird verwendet, um zu klären, ob man wirklich sich selbst lebt – oder ob man das „Ich“ eines Familienmitglieds übernommen hat.

Wie läuft eine IoPT-Sitzung ab?

  1. Formulierung des Anliegens: Man wählt drei Wörter (oder Symbole), die das aktuelle Thema ausdrücken. Eines davon sollte „Ich“ sein.
    • Beispiel: Ich – Stimme – Schmerzen
    • Ziel ist es herauszufinden, ob das Problem wirklich zum eigenen Selbst gehört oder ob es übernommen wurde.
  2. Aufschreiben der Begriffe: Die drei Wörter werden auf ein Flipchart geschrieben, um sie mit etwas Abstand betrachten zu können.
    • Tipp: Auch Rechtschreibfehler sind aufschlussreich und sollten nicht korrigiert werden.
  3. Resonanzgeber wählen:
    • Die Begriffe werden einzeln auf Zettel geschrieben.
    • Für jedes Wort wird ein Resonanzgeber gewählt – also eine Person, die bereit ist, sich auf das Wort einzulassen.
  4. Resonanz erleben: Die Resonanzgeber nehmen die Impulse der Begriffe auf. Sie äußern, was sie spüren oder denken. Ebenso Impulse was sie tun wollen. Ebenso ob und wie sie mit den anderen Resonanzgebern in Kontakt sind.
    • Dadurch können innere Prozesse sichtbar gemacht werden.
  5. Fragen zur Klärung: Typische Fragen helfen zu erkennen, ob ein Aspekt zu einem selbst gehört oder aus der Ahnenlinie stammt. Zum Beispiel:
    • Wie alt fühlst du dich?
    • Bist du männlich oder weiblich?
    • Gehörst du zu mir oder zu jemand anderem?
    • Falls ja: Zu wem genau?
  6. Integration der Erkenntnisse: Die gewonnenen Einsichten, die manchmal sehr überraschend und desillusionierend sein können, helfen dabei, die eigene Identität bewusster zu erleben und mögliche Traumata aufzulösen.

Die Rolle des Resonanzgebers

Resonanzgeber sind Menschen, die bereit sind, mit einem Wort in Resonanz zu gehen. Sobald sie dies tun, erleben sie nicht mehr ihre eigenen Gefühle, sondern die des Klienten.

Viele fragen sich anfangs: Kann ich das überhaupt? Ist das von mir? Oder ist das wirklich vom anderen? Oder interpretiere ich?

Doch das Phänomen ist so stark, dass es sich in der Praxis meist ganz natürlich ergibt.

Fazit

IoPT und Familienaufstellungen haben zwar Ähnlichkeiten im Vorgehen, unterscheiden sich aber in ihrer Zielsetzung und Struktur erheblich.

Während Familienaufstellungen sich auf das Familiensystem konzentrieren, steht bei IoPT die eigene Identität im Fokus. Die Methode ermöglicht es, unbewusste Anteile sichtbar zu machen und Klarheit über das eigene Ich und zu gewinnen.

Wenn du dich für IoPT interessierst, kannst du die Methode am besten erleben, indem du als Resonanzgeber an einer Sitzung teilnimmst – so erhältst du einen direkten Einblick in diese faszinierende Arbeit.

Möchtest du IoPT selbst erleben?

Andrea Sam guckt durch Baumgabelung

Ich biete IoPT-Sitzungen an – individuell und auf Bedarf auch in Gruppen. Wenn du neugierig bist, melde dich gerne bei mir oder hinterlasse einen Kommentar mit deinen Fragen!

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2 Antworten

  1. Hi Andrea,
    ich gehe ab und zu im Jahr zu Aufstellungen beim langjährigen Aufsteller meines Vertrauens. Das Familien- lasse ich aus „Aufstellung“ längst weg, denn …

    Im Laufe der Zeit veränderten sich unsere Aufstellungen. Früher waren es klassische Familienaufstellungen und der Aufsteller war dominanter in seiner Leitungsrolle. Mittlerweile stellen wir neben lebenden Menschen und bestimmten Ahnen auch mal Ich, Körper oder Seelen auf. Oder Krankheiten werden aufgestellt, um zu sehen, in welcher Beziehung sie stehen, und warum sie so hartnäckig bleiben/wiederkommen. Ich finde die Aufstellungen (die nun auch länger dauern) jetzt viel stärker als früher: Wir gelangen mittlerweile viel tiefer.
    Würdest du das als eine Mischung zwischen IoPT und Familienaufstellungen bezeichnen?

    Liebe Grüße, Manuela

  2. Sehr interessant. Ich habe noch nie von IoPT gehört und werde gerne mal zu einer Aufstellung kommen.

    Bisher habe ich noch nie eine klassische Aufstellung mitgemacht, sondern immer nur Abwandlungen. Wir haben Firmen aufgestellt, Familien, Probleme. Ich bin gespannt.

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